Der
Mangel an Zivilcourage - Eine besondere Haltung, die keinen Namen
hat
Es
gibt zwar Namen dafür, aber jeder Versuch, diesen Mangel zu
entgegnen, wird schon verdrängt. Es geht um den Mangel an
Zivilcourage, an Konsequenz, an Entgegentreten wo jemand, der
diese hat, nicht wegschaut, nicht wegtritt, sondern sich einsetzt,
Stellung bezieht statt wegzuschauen. (Wikipedia
Zivilcourage, Appeasement)
Es
gibt Namen, diese zu sagen ist eine Beleidigung, der Mangel an
Zivilcourage darf nur umschrieben werden. Ein der Sprache
mächtiger Literaturkritiker benutzte das Wort Arschkriecherei
für die Situation, in der der unrecht Handelnde beschwichtigt
wird. Das Wort Appeasement geht in dieselbe Richtung. Es ist nicht
in gewissen Fällen mehr im Spiel als Trägheit, es sind auch die
eigenen Interessen, die gegen die Zivilcourage gerichtet sein
können.
Wo der Mangel an Zivilcourage ist, gibt es mehrere
Beteiligte.
1.
derjenige oder diejenigen, welche die Macht haben und nicht
richtig handeln, dann
2.
derjenige
oder diejenigen, die schlecht behandelt werden, und meist hilflos
sind, dann
3.
die
dritten, die wegschauen, keine Haltung haben oder eine Haltung der
Beschönigung, des Appeasements, die der Auseinandersetzung
möglichst aus dem Wege gehen.
Es ist eine unangenehme
Situation, mit den Personen der dritten Art zusammen zu sein, sich
mit ihnen zu freuen. Ihnen ist der Mangel an Zivilcourage ein
Prinzip. Sie beschönigen alles insoweit sie vermeintlich nicht
beteiligt sind. Die Meinung, dass sie nicht beteiligt sind, ist
schon ein Teil dieses Mangels. Sie schauen einfach weg, sagen
nichts, wo etwas zu sagen ist. Nicht einmal ein wenig sagen sie,
im Gegenteil. Sie sagen eventuell Allgemeinplätze. Sie freuen
sich, wenn der Schädigende sie anruft, sie laden ihn ein und
feiern mit ihm. Es wird ja nicht von ihnen verlangt, dass sie
manuell eingreifen, dass sie protestierend auf die Straße gehen,
dass sie sich in der Öffentlichkeit nackt ausziehen oder Bücher
mit dem Kontra gegen Probleme wie ein Nietzsche schreiben. Ein
wenig könnten sie machen, statt nur zu beschönigen, sich mit den
Schädigenden immer nur freundlich zu unterhalten. Ein Bekenntnis
von ihnen abzuverlangen ist ihnen nicht zumutbar. Sie bleiben bei
ihrer Meinung. Gerade weil sie nicht einmal diese Wenige, was von
ihnen verlangt wird, nicht vorhanden ist, sozusagen gar nicht
vorhanden ist, wird es schwer, sich mit ihnen zu freuen, sie sind
mit ihrer neutralen Haltung auf der Seite des Schädigenden. Es
ist absolut nicht so, als würde man sagen: Wenn du Freund meines
Feindes bist, bist du auch mein Feind. Darum geht es absolut
nicht. In einem gewissen Sinn machen sie sich selbst einen Strich
durch die eigene Rechnung. Man lässt sie allein. Sollen sie doch
aktiv sein, nicht nur auf neutralem Boden handeln. Aber mitmachen
fällt für den Geschädigten und denjenigen mit Zivilcourage
schwer, sogar auf neutralem Boden fällt schwer, sehr schwer. Wenn
sie nur ein kleines, ein minimales Zeichen setzen würden, wäre
man schon froh. Aber nein, nicht einmal das können sie. Sie sind
in dem Sinne extrem, sie tun so als würde es nirgendwo einen
Mangel an Zivilcourage geben. So als würden sie alles zulassen,
so wie sie jeder Meinung ihre Daseinsberechtigung zusagen. So weit
gehen sie, nur nicht wenn es um ihre Interessen geht. Sie gehen
wählen. Also wenn es darauf ankommt würden sie auf die
Zivilcourage der anderen hoffen, aber sie haben keine, absolut
keine. Würde man sie anschreien zur Haltung, die sie haben,
würden sie zurückschreien, sie würden sich dann selbst als
Geschädigte ansehen, zumindest als solche, die eine eigene
Meinung haben dürfen.
Diejenigen, die den genannten Mangel
haben, haben auch einen Grund dafür. Sie wollen das Gute haben,
über das der Schädigende die Macht hat, denn der Schädigende
hat sie in dieser Situation. Sie wollen nicht auch noch zu seinen
Opfern werden, sie scheuen die Gefahr, irgendwann zur Gruppe der
Geschädigten zu gehören. Nur weil sie sich mit dem Schädigenden
assoziieren, schädigen sie das oder die Opfer, nur passiv.
Deswegen meinen sie, dass sie niemanden schädigen. In der
ganzen Situation wird klar, dass es um die Frage geht, was denn
die Außenstehenden oder die Geschädigten tun sollen? Sollen sie
Sanktionen verhängen? Sollen sie in Richtung Realpolitik gehen,
also sagen, dass sie nicht einverstanden sind, aber trotzdem mit
dem Schädigenden handeln?
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